Amelia Massetti, Gründerin von Artemisia, schreibt über eine heikles Thema, über die Pränataldiagnostik und die Art und Weise, wie das System oft die Frauen zur Abtreibung anspornt, falls dem Fötus eine Krankheit diagnostiziert wird.
Die in Deutschland entfachte Debatte, über wer für den Pränataltest aufkommen soll, um festzustellen, ob das Kind Down-Syndrom hat, lässt erneut eine wichtige Diskussion über die Bedeutung der sozialen Inklusion der Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten aufkommen.
Ganz nach demselben Prinzip investiert das System auch immer mehr in die Pränatalforschung und –diagnostik, um die Geburt von Kindern mit Down-Syndrom zu vermeiden, anstatt in Methoden und Interventionen zu investieren, die notwendig wären, um die Lebensqualität dieser Kinder nach ihrer Geburt zu verbessern.
Man begründet die gewünschte Durchführung der von der Krankenkasse übernommenen Pränataldiagnostik mit der Gewährleistung, dass eine geringere Anzahl von Kindern mit Behinderung auf die Welt kommen soll. Auf diese Weise nimmt die Gesellschaft wahr, dass diese Menschen unerwünscht sind und somit auf alle Fälle vermieden werden soll, dass sie überhaupt geboren werden.
Seit 2005 werden Schwangere in Dänemark von den Ärzten dazu aufgefordert, eine Pränataldiagnostik durchführen zu lassen. Und falls beim Fötus das Down-Syndrom festgestellt wird, so herrscht die Tendenz vor, eine Abtreibung zu empfehlen. Die zukünftige Mutter wird davon überzeugt, dass die Geburt eines Kindes mit Down-Syndrom zu einer riesigen Verantwortung führen wird, die auch den Rest der Familie belasten wird. Daher ist es in den letzten Jahren in Dänemark zu einer solchen Reduzierung der Geburtenzahl der Kinder mit Down-Syndrom gekommen, dass man davon ausgehen kann, dass es innerhalb von 20 Jahren hier gar keine Menschen mit diesem Syndrom mehr geben wird.
Man versucht somit erneut, den Menschen mit Behinderung zu dämonisieren, wie es in der Antike der Fall war, als die Kinder mit Missbildungen von den Felsen geworfen wurden.