„Das muss doch heutzutage nicht mehr sein“: Wenn Eltern ihr Kind lieben und es trotzdem lieber nicht bekommen hätten, läuft einiges schief. Ein Essay über pränatale Diagnostik.

Von Michael Neudecker

In Saal E.37 des Münchner Oberlandesgerichts spielte sich neulich Erstaunliches ab: Die Eltern der vierjährigen Jasmina, das Ehepaar E., klagten gegen die Ärzte einer Spezialklinik, weil sie finden, die Ärzte hätten die Behinderung ihrer Tochter erkennen müssen. Jasmina hat Trisomie 21, zudem einen komplexen Herzfehler und eine Gefäßerkrankung, und die E.s sagen, sie liebten Jasmina zwar sehr, aber wenn sie das gewusst hätten, dann hätten sie die Schwangerschaft abgebrochen.

Der Fall der Familie E. ist kein Einzelfall, und man muss nicht selbst Vater oder Mutter eines behinderten Kindes sein, um sich die Frage zu stellen: Wenn Eltern, die ihr Kind lieben, dagegen klagen, dass es überhaupt geboren wurde – was ist dann bloß schief gelaufen in unserer Gesellschaft?

 

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