Wie Sprache Menschen mit Downsyndrom ausgrenzt – eine Antwort auf Leserbriefe zur Trisomie-Debatte
Osnabrück. Der „Praena“-Test, ein neues Verfahren zur vorgeburtlichen Diagnose des Downsyndroms (Trisomie 21) sorgt für Aufregung. Der Bluttest ist gefahrloser als die bislang übliche Fruchtwasser-Untersuchung. Schon jetzt werden neun von zehn Kindern mit Downsyndrom abgetrieben. Kritiker fürchten, dass es mit „Praena“ noch mehr werden. Sie beklagen das öffentliche Bild von Menschen mit Trisomie 21. Traut die Gesellschaft ihnen kein erfülltes Leben zu? Drückt sich das auch in der Sprache aus?
Krankheiten müssen diagnostiziert, therapiert und verhindert werden“, schreibt eine Leserin. Damit schließt sie den Begriff für das Downsyndrom entschieden aus – das man weder therapieren noch verhindern kann. Ein anderer Leser schlägt eine Alternative vor: „Es ist keine Krankheit!“, schreibt er. „Es ist lediglich eine andere Ausstattung an Körper, Psyche, Sinne und Seele als das, was mir und Ihnen mitgegeben wurde.“
Überzeugende Argumente. Fazit: Das Downsyndrom mag Folgeerkrankungen mit sich bringen; es selbst als Krankheit zu bezeichnen bleibt schief. Leider habe ich es trotzdem schon so geschrieben. Mit gleicher Berechtigung könnte man mich selbst (stark kurzsichtig) als schwer kranken Menschen bezeichnen.
Behinderte gibt es nicht: Beim Wort „behindert“ wird es schon schwieriger. „Sprechen Sie bitte nicht von den ‚Behinderten‘. Die gibt es nicht. Mangels Abgrenzungsmöglichkeiten gehören auch Sie und ich dazu“, sagt der Leser. „Es gibt nur Menschen, die mehr oder weniger behindert sind.“ Für ihn sind nicht die Leute mit Downsyndrom behindert, sondern allenfalls derjenige, der mit ihnen nicht umzugehen weiß: „Es ist eine gesellschaftliche Unvollkommenheit, ja Behinderung, das Anderssein eines Menschen nicht annehmen zu können.“ Touché.